Als Halles Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand den Sozialexperten Lothar Rochau seinerzeit über die Rentenaltersgrenze hinaus weiterbeschäftigen will, lehnt der zuständige Ausschuss des Stadtrates ab. Von der Erfahrung des ehemaligen Diakons, Sozialpädagogen und Verwaltungsfachwirts können Bürgerinnen und Bürger dennoch profitieren: Seit Oktober 2017 ist Lothar Rochau als ehrenamtlicher Ombudsmann für Soziales der Stadt Halle (Saale) tätig. 

Wie fällt Ihre Bilanz nach rund fünf Jahren Ombudsmann aus?

Als ich 2017 unfreiwillig in den Ruhestand gehen musste, war diese ehrenamtliche Funktion für mich ein Glückstreffer. Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister habe ich nachgedacht, wie ich mich mit meiner jahrzehntelangen Erfahrung weiter für die Bürgerinnen und Bürger einbringen kann: Der Ombudsmann ist seit fünf Jahren ein kontinuierliches Angebot mit dem Ziel, bestehende Differenzen zwischen Ratsuchenden und Institutionen auszugleichen sowie Ängste und Hürden abzubauen.

Ich sehe mich als Türöffner und Seelsorger. Die Corona-Pandemie, die Klimakrise und der Ukraine-Krieg haben die Menschen sehr verunsichert. Im Moment erlebe ich ein großes Bedürfnis, sich darüber auszutauschen. 

Wie reagieren Behörden und Institutionen, wenn Sie sich als Ombudsmann in Vorgänge einschalten?

Es gibt eine tolle Zusammenarbeit mit dem Kundenbeschwerdemanagement des Jobcenters. Das ist mein wichtigster Partner. Auch der persönliche Referent des Oberbürgermeisters unterstützt meine Arbeit. Für mich ist zudem eine gute Kommunikation mit den Fachbereichen Bildung und Soziales der Stadtverwaltung wichtig. Denn die Bürgerinnen und Bürger brauchen bei drängenden Fragen schnelle Lösungen. Daran arbeiten wir. 

Welche Unterstützung können Sie als Ombudsmann leisten?

Ich bin Übersetzer, wenn es um Behördensprache geht, und helfe bei der Suche nach den richtigen Ansprechpartnern in Verwaltungsstrukturen. In den vergangenen Jahren konnte ich bei Angelegenheiten mit dem Landesversorgungsamt unterstützen, auch Anfragen an den Petitionsausschuss des Landtages beschäftigen mich. Bei Bedarf begleite ich zu Gesprächen, zum Beispiel mit Wohnungsunternehmen.  

Im Nachgang der Corona-Pandemie ist der Bedarf an Beratung bei Trennung und Scheidung sowie familienrechtlichen Streitigkeiten und Regelungen zum Sorgerecht deutlich gestiegen. Auch Anfragen zur Grundsicherung im Alter nehmen zu. Hinzu kommt die Unterstützung im Asylrecht, etwa im Hinblick auf Deutschkurse, Urkundenbeschaffung oder Arbeitsaufnahme. Hier arbeite ich eng mit dem Umzugs- und Betreuungsmanagement der Stadt Halle zusammen.

Die Arbeit gewährt Ihnen Einblick in viele bewegende Lebensgeschichten. Warum bereitet Ihnen das Engagement Freude?

Weil es mir Freude macht, meiner Stadt und ihren Menschen das Leben etwas einfacher zu machen. Dass unsere Stadt lebenswert ist, hängt auch mit dem Gefühl zusammen, Gehör und offene Türen zu finden. Ich möchte meiner Stadt etwas zurückgeben. Schließlich war die Stadt viele Jahre lang mein Arbeitgeber. 

Wie können Hilfesuchende Sie erreichen?

In meinem Büro im halleschen Rathaus bin ich jeden Dienstag von 10 bis 17 Uhr und jeden Donnerstag von 10 bis 13 Uhr zu erreichen. Am besten ist es, vorher einen Termin zu vereinbaren, telefonisch unter 0345-2214024 oder per E-Mail an: lothar.rochau@halle.de 

Es ist hilfreich, erforderliche Unterlagen gleich mitzubringen: Bescheide, Urteile, Formulare. Die Beratung erfolgt immer unter strikter Wahrung des Datenschutzes. Außerdem bin ich zur Verschwiegenheit verpflichtet. 

5 Jahre Ombudsmann in Halle