Über das Konzept der Schule des Lebens „Helen Keller“ in Halle-Neustadt habe ich, Dr. Martin Ernst, mich Anfang April bei einem Rundgang informiert. Schulleiter Ulf Karge und insgesamt 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen an der Förderschule für geistig Behinderte derzeit rund 196 Schülerinnen und Schüler. Dazu bilden sie für jede Klasse 2er-Teams, die sich jeweils aus einem Lehrer und einem pädagogischen Mitarbeiter zusammensetzen.

Rundgang durch die Förderschule „Helen Keller“: Schulleiter Ulf Karge und Dr. Martin Ernst.

 

Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Berufswahlorientierung an der Schule. Dabei werden die Jugendlichen praktisch auf ihr Berufsleben vorbereitet: Sie trainieren, wie lange ein Arbeitstag dauert und wie man sich bei seinen Aufgaben möglichst gut auf die Sache konzentriert. So gibt es Praxisgruppen für die Bereiche Küche, Schulgarten, Malern und Housekeeping in der eigenen Wäscherei. Und die Trainingswohnung in der Schule bereitet auf das Leben in Wohngemeinschaften vor. Die praktischen Angebote schulen die Kommunikations-, Mobilitäts- und Orientierungsfähigkeit – und geben Sicherheit, dass man sein (Berufs-)Leben später gut meistert. Die „Helen Keller“-Schule arbeitet zudem mit interessierten Partnern aus Wirtschaft und Verwaltung zusammen und hat dazu den Arbeitskreis „Berufsorientierung“ gegründet. Die Stadtverwaltung, die Stadtwerke und private Unternehmen engagieren sich bereits in dem Arbeitskreis und unterstützen als Kooperationspartner mit Praktikums- und Arbeitsplätzen. Für das Konzept ist die Schule mit dem Berufswahl-Siegel des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet worden: als Schule mit vorbildlicher Berufswahlorientierung.

All das basiert auf einer Förderphilosophie, die Schulleiter Ulf Karge mit „Behinderung als Chance“ zusammenfasst. Er und sein Team wollen die Kompetenzen der Schüler stärken und ihre Fähigkeiten fördern. Dazu setzt die Schule auf das explorative Lernen, zum Beispiel im Bewegungsraum oder im Raum der Sinne und bietet zahlreiche lerntherapeutische Angebote wie Töpfern, Holzarbeit, Floorball und Handball an. Das Handball-Team der „Helen Keller“-Schule ist im Jahr 2018 übrigens Deutscher Meister bei den Special Olympics in Kiel geworden und hat sich gemeinsam mit den Profi-Handballerinnen der Wildcats in das Goldene Buch der Stadt Halle (Saale) eingetragen.

Als Wählergruppe Hauptsache Halle wollen wir die berufliche und gesellschaftliche Integration von geistig behinderten Schülern stärken und dazu insbesondere die Berufsorientierung unterstützen, unter anderem durch die Gewinnung von zusätzlichen Kooperationspartnern aus der Wirtschaft. Aber auch Projekte wie das in Halle-Neustadt auf dem Schulgelände der „Helen Keller“-Schule geplante Inklusionszentrum in Form einer integrativen Berufsschule tragen zur Selbstständigkeit der jungen Menschen bei.

Dass das Thema Barrierefreiheit viele weitere Lebensbereiche in unserer Stadt betrifft und stärker in den Fokus von Kommunalpolitik gerückt werden muss,  zeigt sich unter anderem im Straßenverkehr und bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Starkes Schulkonzept für selbstbestimmtes Lernen und Leben